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23. Mai 2023

Wallfahrt von Simmershausen nach 14 Heiligen

Lange konnte ich mich nicht mit der Wallfahrt anfreunden. Weite Wanderungen und dann noch beten, dafür war ich nicht zu begeistern.


Als vor 12 Jahren mein Mann erstmals an der Wallfahrt teilnahm und mit Freuden zum Wiederholungstäter wurde setzte ich mich schon mehr damit auseinander. Vor 5 Jahren wagte mein Sohn mit 9 Jahren mit zu wallen. Auch ihn hat dann das Wallfieber erwischt. So langsam fühlte ich mich im Zugzwang, aber meine körperliche Fitness traute ich es nicht zu. Im letzten Jahr machte ich dann einen Probelauf von einem Tag. Das Feuer, um weiter zu machen hatte mir da schon der Heilige Geist entzündet.


Mit dem Frühjahr rückte der Termin näher und ich fing an nach Ausreden zu suchen, warum es jetzt doch nicht ging. Mein Mann schaffte dann Tatsachen und ergriff die Gelegenheit über einen Wallfahrtskollegen ein abgesagtes Damendoppelzimmer für mich zu buchen. Es blieb mir keine Wahl, jetzt musste ich da durch. Nur irgendwie bestätigte der Kollege uns die Buchung nicht und so wusste ich 14 Tage noch immer nicht wirklich, ob ich mitwallte. „Das wird schon werden“, sagte mein Mann, „es gibt immer eine Lösung dafür“. So kam es auch, leider bekam mein Sohn die Freistellung der Schule nicht. Es viel ihm schwer, mir sein Bett abzugeben. Und so wurden aus dem Herrenzimmer ein Ehezimmer und die Planung ging ins Finale.


Ich legte noch ein paar Wanderungen in der Rhön zum Trainieren ein und schaute mir die Wettervorhersage an. Oje Regen, Regen teilweise 70% und das den ganzen Tag. Also schnell noch eine Regenausstattung besorgen. Einige trauten es mir nicht zu, aber ich legte alles in die Hände Gottes und hoffte auf seine Unterstützung. Er würde mich tragen, wenn ich nicht weiterkann. Es schaffen so viele und schließlich hat er das Problem mit dem Zimmer schon aus dem Weg geräumt.


Am Sonntag startete die Wallfahrt mit dem Gottesdienst im Freien in Simmershausen. Auch Bischof Michael Gerber war das erste Mal dabei. Er hielt die Messe mit einigen anderen Pfarrern und lief auch die ersten 7 km mit. Da ich den ersten Tag vom letzten Jahr kannte, gab es nicht wirklich überraschend neues für mich. Außer einem heftigen einstündigem Regenguss mit Hagel. Einmal komplett nasse Schuhe und Hosenbeine. Na, das fängt ja gut an. Wie sollte das die nächsten Tage werden, an den noch mehr Regen gemeldet war? Der Regen legte sich, die Sonne strahlte von ihrer schönsten Seite und bis zur ersten großen Pause war schon vieles wieder getrocknet.

Ich kannte schon einige Gesichter aus dem letzten Jahr und auch aus meinem privaten Umfeld. Mit Stolz erzählte ich, dass ich dieses Jahr komplett mitlaufe und somit Neuling bin. Das Gott mein Begleiter ist und mir diese Wallfahrt wohl gegönnt hat, bewies er mir erneut. Eine beste Freundin aus Schulzeiten, die obwohl sie evangelisch ist, machte sich auch das erste Mal auf Wallfahrt mit uns auf den Weg. Uns zwei war klar, dass war kein Zufall. Lange hatten wir schon nichts mehr zusammen unternommen. Jeder war mit seiner Familie und Arbeit so beschäftigt.

Der erste Tag begleitet durch Rosenkranzgebete, Lebensgeschichten, Mediationen, Gesang und ersten Gesprächen unter den Wallfahrern ging schnell zu Ende. Die Wallfahrtskapelle und der Männerchor gaben in der Fladungener Kirche ihr erstes Können unter Beweis. Am Abend erreichten wir Nordheim und dort beteten wir zum Tagesabschluss in der Kirche und sangen das Lied: Leise sinkt der Abend nieder.

Wir wurden für unsere Nachtquartiere abgeholt. Die Nacht war nicht gerade von erholsamem Schlaf geprägt. Lange Wachphasen und der Tag wollte schließlich verarbeitet werden. Am Montag startete erst Tag 2 und wie sollte es weitergehen, wenn die Beine schon in der ersten Nacht krampften und schmerzten?


Der Wecker klingelte gegen 06:00 Uhr und ich war wie vom Schlag getroffen. Zugleich kam eine Freude über mich. Heute durfte ich weiterlaufen und nicht wie im letzten Jahr zusehen, wenn die Wallfahrt weiterzieht. In Mellrichstadt feierten wir Gottesdienst und die Predigt war ein erster Impuls um sich auf der weiteren Wallfahrt darüber Gedanken zu machen. Auch die musikalische Hochleistung von den Bläsern und Sängern brachte mir eine Ermutigung es heute wieder zu schaffen. Die Müdigkeit hatte keine Chance. Ich setze meinen Weg fort mit Gebet und Gesang.

Es war schon faszinierend, wenn wir Ortschaften erreichten. Jetzt hieß es, Träger hängt die Fahnen auf, Kopfbedeckung abnehmen. Wir liefen mit Gesang und Gebet durch die Dörfer und im Gegenzug läuten die Kirchenglocken für uns. Kinder und Erwachsene winkten uns am Straßenrand entgegen und freuten sich auf uns, auch gesellten sich weitere Wallfahrer dazu.

Eine erste Pause zur Stärkung tat schon gut, denn dann sollte es durch den Wald bergauf gehen. Mitten im Wald blieben alle stehen und suchten sich ein Plätzen. Ich hatte total übersehen, dass in mitten der Bäume ein großes steinerne Kreuz ragte. Die Wallfahrführer begrüßten uns und gaben organisatorische Infos durch, auch wurden noch letzte freie Betten vermittelt. Sie schlossen ihre Worte mit dem 5 Wunden-Gebet ab. Der Waldweg wurde zum reinsten Acker mit tiefen Furchen, erzeugt durch den Harvester. Wir stiegen über Bäume und unter Hecken durch. Hier war ja keine Laufordnung mehr möglich und freies Laufen war angesagt. Die Wallfahrt ordnet sich sonst strikt getrennt nach Frauen, Musiker, Vorbetern und den Männern.

Am Nachmittag erreichten wir einen großen Bauernhof, die Bauernfamilie empfängt die Wallfahrt seit Jahren als Dank für ein geheiltes Kind. Es war todkrank und die Wallfahrt hatte sich im Gebet dessen angenommen, worauf es gesundet ist. Ein große leergeräumte Maschinenhalle wurde zur Festscheune hergerichtet. Die Musikkapelle spielte bei Polka und Walzer zum Tanz auf. Ich wollte nicht glauben, dass man für´s Tanzen noch Kraft haben sollte, aber mir hat ein Tänzchen die Beine gelockert und viel Freude bereitet.

Auf ging es zum nächsten Abschnitt. Die Beine waren wieder fit, die Stimmung gut und so wallten wir weiter. Die Natur und Ihre Farben ließen mein Herz aufblühen. Auch wenn ich den Abschluss des Tages in Alsleben herbeisehnte und die Fußsohlen brannten, ein Abschlussgebet und Lied für die Nacht machten mir Mut auch den Dienstag zu schaffen.


Es ist morgen 04:00 Uhr der Wecker klingelt. Der schwerste Tag mit 39 km, die ich noch nie zuvor gelaufen bin, standen vor mir. Die Nacht war wieder nicht erholsam. 3 Stunden Schlaf, dann war ich wieder wach vor Schmerzen in den Beinen. Gebete stieß ich in den Himmel: „Vater geleite mich auf dem Weg, gibt mir die Kraft es zu schaffen“.

Außer Gebet und Gesang hatte ich bis jetzt wenige Kontakte und nur Kurzgespräche mit anderen Wallfahrern. Mein Herz konnte sich noch nicht richtig öffnen, um den Ballast den ich mit mir trug abzulegen. Doch als ich die vielen Wallfahrer am Startpunkt der Kirche sah und meine Freundin antraf, machten wir uns gegenseitig Mut: Ja, wir schaffen das!“

Auf dem Weg ging die Sonne hinter uns auf und die Ursulakapelle am Berg war schon zu sehen. Nur das der Morgen mit so einem steilen Aufstieg anfing, hatte mir keiner gesagt. Schritt für Schritt stieg ich hinauf, immer wieder betete ich: Gegrüße seist du Maria, Vater unser und an die 14 Nothelfer. Geschafft! In der Kapelle sammelte ich Kraft durch die Pause und das Gebet im Gottesdienst.

Die Wallfahrergruppe wurde nun für mich auch mehr eine Gemeinschaft und gegenseitig trugen wir unsere Last. Ach ja auch die Toiletten im Wald suchten wir gemeinsam auf, natürlich nach Weiblein und Männlein getrennt.

Der Weg führte uns durch Wald und die herrlichen, gelben Rapsfelder, durch Dörfer und auch viele Straßen passierten wir. Nach einer Pause und einem geschafften Anstieg kam für mich eine Aufgabe zu. Alle „Neulinge“ wurden zum Vorbeten des Rosenkranzes eingeladen. Ich war mutig und es ist ja auch nichts neues für mich, daher stellte ich mich dieser Aufgabe. Die Vorbeterinnen halfen den unerfahrenen. Es waren einige junge Menschen zwischen 20 und 30 Jahren dabei. Ich war beeindruckt, dass sie sich ebenfalls trauten. Leider kamen nur ca. 10 - 12 der insgesamt 40 Neulingen um den Rosenkranz zu beten.

Voller Stolz es gemeistert zu haben liefen meine Beine wieder, als hätte ich erst angefangen zu laufen. Es war einfach beeindruckend, wie das Gebet und der Glaube „Berge versetzen“ kann.

In einer kleinen Sammelpause war ich noch tatkräftig unterwegs und unterhielt mich mit den erfahrenen Wallfahrern, die sich nach meinem Wohlbefinden erkundigten. Alles ok, sagte ich freudig strahlend, keine Blasen und nur wenig Schmerzen.

Mein Überstolz brachte mich leider schnell zu Fall. Schon schnell nach der Pause ging bald gar nichts mehr. Es war freies Laufen angesagt, alles tat plötzlich weh. Ich nahm meine Wanderstöcke zur Unterstützung und ich betete trotz Pause für mich leise weiter. Schritt für Schritt kämpfte ich mich voran. Einigen viel es auf und machten mir Mut. In Sesslach gibt es prima Erdbeertorte! Nimm doch mal einen Schnaps, der hilft. Nein, den wollte ich nicht.

Endlich Sesslach nahte und schon wurde alles besser. Mein Mann und seine Wallfahrtskolleginnen hatten schon Plätze geordert, die Torte war auch schon bestellt. Ich zog die Schuhe aus legte die Beine hoch und nun gönnte ich mir auch eine Weinschorle. Wenn Schnaps helfen soll, dann vielleicht auch die.

Ja, es war wirklich so und obwohl ich jetzt auch 3 Blasen hatte, konnte ich nach der Pause wieder marschieren. Ein kleines Musikkonzert unserer Musiker in der Kirche heiterte mich ebenfalls auf.

Wenn du Sesslach geschafft hast, schaffst du den Rest auch noch, so ermutigte mich die Gemeinschaft. „Ich schieb dich den Berg rauf, gemeinsam klappt das schon“ sagte eine Mitwallerin zu mir. Und ja, den Berg schaffte ich mit Bravour. Auch die Vorbeterinnen hatten Ihre Arbeit bestens gemeistert. Sie ermutigten die Wallfahrer durch Witz und lustige Geschichten.

Eine letzte Pause kam etwas kurz, meine Kollegin hatte noch nicht ausgetrunken und meinte: komm wir laufen nach, ich kenne den Weg.“ Doch mein Mann suchte mich schon und meinte, dass es nicht ginge. Ich verpasse sonst den Frankenmarsch. Naja was sollte ich mir darunter vorstellen? Ein Musikstück unserer Bläser?

Wir zogen über die Bundesstraße bergab. Ich wurde gefragt, ob ich auch im Takt marschieren könnte. Irgendwie fühlte ich mich hochgenommen. Plötzlich erklang die große Trommel im Takt. Die Bläser setzten ein und kurz darauf sangen wir das Frankenlied. Unglaublich, ich habe Gänsehaut bekommen, wenn über 400 Menschen ein Takt marschieren und singen. Ich marschierte frei nach dem Motto: frisch, fromm, fröhlich frei.

Spätestens jetzt war ich in der Wallfahrt angekommen. Ein Lachen ging mir über die Lippen und ich war mir sicher das Ziel zu erreichen. Auch wenn sich der Weg zum Tagesziel in Altenbanz zog, so näher wir kamen, desto mehr sehnten meine blasenbelasteten Füße nach einem Ende.

In der Unterkunft angekommen war ich am Ende meiner Kräfte. Keine Kraft mehr zum Essen, keine Kraft mehr zum Duschen. Nur noch ins Bett und die Beine lang strecken. Ich schlief sofort ein, doch es dauert nicht lange. Schüttelfrost machte mich wach, Krämpfe und Schmerzen ließen mich nicht schlafen. So schön der Tag mit Höhen und Tiefen war, mein Körper zeigte jetzt Reaktionen. Auf den Schüttelfrost folgte erhöhte Temperatur, ich glühte förmlich.


Um 06:00 Uhr klingelte der Wecker. Ich stieg auf, als wenn nichts war. Klar die Blasen drückten etwas und die Beine taten wie Muskelkater weh. Aber alles bei weitem kein Grund zum Aufgeben.

Heute war der Höhepunkt. Kloster Banz erwartete uns mit einem Gottesdienst. Zur Überraschung der Wallfahrt zelebrierte Bischof Schick von Bamberg den Gottesdienst gemeinsam mit weiteren Priestern und wallte in Anschluss ein Stück mit uns.

Nach dem Abstieg vom Berg kam bald der Main, diesen überquerten wir mit dem Lied: Geleite durch die Wellen das Schifflein treu und mild. Bis in die 70 er Jahre überquerte man diesen mit der Fähre, damals waren es noch keine 100 Wallfahrer. Wie gut, dass es heute eine Brücke gibt, wie lange hätte es mit über 400 Mann gedauert?

Vierzehnheiligen wartete auf mich, die 10 km bis dahin waren nach all den Strapazen ein Klacks. Im letzten Ort begegneten wir einer anderen Wallfahrtsgruppe, die nur ein 1/10 an Wallern umfasste. Applaudierend am Straßenrand ließen sie uns an ihnen vorbeiziehen. Die ersten Freudentränen versuchte ich zu unterdrücken.


Nun war sie zu sehen, die Basilika in ihrer tollen Pracht. Viele Menschen empfingen uns applaudierend beim Einzug. Jetzt konnte ich meinen Freudentränen freien Lauf lassen. Wie erhaben, glückselig und hoch emotional dieser letzte Gang war. Der Guardian empfing uns mit Weihwasser, was ihm angesichts der Menschenmenge nicht reichte. Gemeinsam zogen wir ins Gotteshaus ein. Mit lautem Gesang und klangvoller Musik freuten wir uns alle. Meine Freundin und ich umarmten uns, wir waren von Freude und Segen erfüllt.


JA, mit Gottes Hilfe kannst du alles schaffen!


 


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